Indesign – eine kleine Hommage an Frau M. und A.
von Bert
Wohl den besten Job, den ich je in meinem Leben hatte, auch wenn er absolut mies bezahlt war, war meine Tätigkeit als Redakteur. OK, das war jetzt kein Publikation, die man kennt bzw. kennen muss (obwohl, damals schon *grins*), aber das war schon gut, was die AutorInnen und ich da jeden Monat abgeliefert haben. Es war ein lokales Kulturmagazin, immerhin 64 Seiten (plus 16-24 Seiten Kulturkalender), wovon etwa die Hälfte Monat zu Monat von mir und den AutorInnen gefüllt werden musste – wobei ich eben den Hut auf hatte, was wie in welcher Form reinkommt (oder eben auch nicht oder eben später oder eben ganz anders oder …)
Die letzten drei, vier Tage vor Drucklegung verbrachte ich die meiste Zeit im „Satz“ bei Frau M. und A. Relativ schnell hatte es sich für mich ergeben, dass es sinnvoller und zeitsparender ist, beim Setzen der Seiten dabei zu sein, denn dann konnte ich sofort entscheiden, wie ggf. die Überschrift gekürzt / verlängert werden kann und welcher Text weg oder noch hin muss, welchen Ausschnitt vom Bild nun genau genommen werden soll, wie der Infokasten … damit die Seite ‚funktioniert‘. Ansonsten hätte es einen Korrekturausdruck gegeben, den hätte ich dann korrigiert, wieder in den Satz gegeben, wieder eine Korrektur bekommen, ggf. wieder in den Satz …
Wenn man da über Jahre Monat für Monat zuschaut bekommt man ein echt gutes Gefühl für Indesign, weiß, was es kann. Oft habe ich dann selber Kleinigkeiten am Dokument geändert und konnte u.a. Text- von Bildrahmen unterscheiden, hatte eine Ahnung was ein Grundlinenraster ist, etc. pp.
Die Agentur für Arbeit hat mir, als ich arbeitslos war (ja, ja, die Frauen von Herausgebern sind manchmal sehr, sehr, sehr speziell („Ich glaube, sie hat heute wieder vergessen die Tabeletten zu nehmen“ (ich bzw. A.))), eine ‚Fortbildung‘ als Online-Redakteur spendiert, über die ich hier ausreichend berichtet habe (man suche einfach nach „Die Maßnahme„). Da gab’s auch für zwei Wochen Indesign.
Und nun sitze ich seit einer Woche vor Indesign, hab‘ ein erste Broschüre machen müssen, eine zweite nachgebaut, nächste Woche kommt wohl ein 32-Seiter auf mich zu – und weiß erst jetzt so richtig zu schätzen, mit welcher Eleganz Frau M. und A. das beherrscht haben. Hut ab!
Ich weigere mich seit 1,5 Jahren konsequent, dass zu lernen. Einfach, damit ich nicht doch irgendwie zum Zeitungsseiten bauen abgezogen werden kann. Manchmal benutze ich Vorlagen für Online-Grafiken – und habe gsd sehr genaue Anleitungen.
Ich bewundere wirklich alle, die das drauf haben – und sollte es mal heimlich lernen ;)
Wenn du nicht fulltime layouten willst, ist es eine gute Idee, beim Weigern zu bleiben, weil ID ob seiner schieren Funktionsfülle ein steter Quell des Ärgers ist, wenn man es nicht regelmäßig und intensiv benutzt (jede Taste ist drei- bis fünffach belegt, ein falscher Klick und schon läuft der Text außen um den Textrahmen rum statt sauber rein …) Selbst mich überrascht es manchmal noch, obwohl es seit 15+ Jahren mein wichtigstes Programm ist. Deshalb versteh’ ich Redaktionen nicht, die ihren Schreibenden Vollzugriff auf InDesign geben, statt docs zuzuspielen oder ein datenbankbasiertes Redaktionssystem aufzubauen – viel zu viele Reibungsverluste.
Es sind echt die Kleinigkeiten, die einem ID vermiesen können bzw. das Ergebnis stümperhaft aussehen lässt. Bild und Text bekomme ich locker auf die Seite, aber dass das dann gut aussehen soll …
Es sind entsetzlich viele Kleinigkeiten, ja. Aber in meinem Print-Alltag würde ich schätzen, dass mindestens 80 Prozent des Unterschieds zwischen Rumfrickeln und einem angenehmen Arbeitsablauf auf nur drei Sachen basieren, nämlich sinnvoll definierten Absatz-, Zeichen- und ggfs. noch Objektformaten (oder statt letzterem einer Snippet-Bibliothek). So was pro Grundlayout neu anzulegen ist halt mühsam, deshalb kenne ich einige Kollegen, die lieber alles von Hand machen. Aber sobald man was Periodisches oder ein dickes Buch gestaltet, lohnt sich die Mühe allemal. Und dann siehts auch einheitlich und professionell aus.
Mir sind ja viele Dinge schlichtweg vorgegeben und wenn das mal eingerichtet ist, dann wird’s schon gehen, so lange die Textlängen einigermaßen stimmen.
Bei uns in der Redaktion läuft Vieles komplett gaga ;)
Ich meine, die Zeitung ist eh altbacken, die Leute, die sie basteln, arbeiten in der Regel nach Schema F, den Rest machen die Grafiker.
Und ich schmeiß halt das Internet ;)
Ein wirkliches Hexenwerk ist es nicht, viel Fusselarbeit halt.
Da bin ich wahrscheinlich zu ungeduldig für…
Na ja, die Standards hat man echt schnell raus. Wenn dann mal was anderes kommt …