Frau Doktor
von Bert
Im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch die Sprechstundenhilfe ist – es ist aber dann doch „die Frau Doktor“. Nach zwei Minuten weiß ich zudem, dass vor mir nun meine Hausärztin sitzt (nach dem mein ‚alter‘ Hausarzt es vorgezogen hat, Forschungsschiffsarzt zu werden).
Die erste Viertelstunde komme ich gar nicht dazu, mein Anliegen zu schildern, denn sie macht „ein bißchen Anamnese“. (Und wieder fällt mir auf: Ich habe meine biograpischen Daten nicht im Kopf, weiß weder genau wann ich mit dem Studium fertig geworden bin, noch wann mein Vater gestorben ist usw.)
Dann darf ich auch mal. Ich erzähle kurz davon, was mich im letzten Herbst psychisch komplett aus der Bahn geworfen hat und ich jetzt einfach ne Rhea will bzw. brauche. Bin über ihre Reaktion einerseits nicht überrascht und dann doch. Ihre erste ist die wie von den meisten, wenn ich mit meinem Thema komme: Schweigen, etwas große Augen und Unsicherheit, wie damit umgehen. Die zweite: Rhea sei kein Thema, das würde sie hinbekommen, aber mit dem „Trauma“ wäre das wohl nicht die richtige Lösung. [Nen echtes „Trauma“ habe ich nicht, aber es ist eine schöne Kurzform um den anderen Begriff nicht nutzen zu müssen.] Ob ich nicht lieber mal in eine richtige Klinik …
Fazit: Sie erkundigt sich mal nach passenden Rhea-Kliniken für mich, bei denen eine engmaschige psychotherapeutische Begleitung gegeben ist, ich werde mit meinem Psychdoc reden, ob Gruppentherapie noch Sinn macht oder doch jetzt eher Einzel angesagt ist, demnächst Blut und EKG und so’n Zeugs und dann in einem Monat mal ne anständige Anamnese, für die sie zwei Stunden ansetzt.
Mir tut das gerade echt gut, dass sich da jemand mitkümmert.
Prima. Ich weiß von anderen, dass es schwierig sein kann, einen guten Hausarzt zu finden.
Forschungsschiffarzt klingt voll nach Abenteuer.
Ja, „prima“ ist ein guter Ausdruck dafür. Ich war auf so etwas nicht eingestellt sondern eher auf ein wohlwollendes „Ich schreib Ihnen da schnell mal was“. Es gibt einfach Momente, wo man einfach Glück hat.
Wenn sie so gut ist, wie Du denkst, dann hast Du aber echt Glück gehabt! Hoffentlich findet sie ne gute Klinik für Dich.
Ob gut oder nicht, weiß ich noch nicht. Aber das ist eine andere Generation von Arzt / Ärztin. Alleine die Zeit, die sie sich genommen hat. „Emphatisches Zuhören“ hat sie auch gelernt. Mir tut es gerade echt gut, dass da jemand ist, die jetzt so ein bisschen auf mich aufpasst. *tränen-weg-wisch*
Das ist doch die Hauptsache für Dich, schätze ich – das jemand zuhört.
Ans Thema will sie auch nicht ran, das ist nicht ihr Ding als Hausärztin. Das ist OK. Aber sie hilft, das ich an gute Stellen komme – und das ist das, was ich mir im Traum sozusagen gewünscht habe.
mich beunruhigen solche ausgiebigen arztbesuche immer, das liegt wohl an meinem schlchten gewissen mir slebst gegenüber. aber ich habe die letzte jetzt gerade ganz gut überstanden. dir wünsche ich, dass ihr eine gute lösung findet. der anfang ist ja wohl gemacht.
Ich bin sowas absolut nicht gewohnt. Aber vielleicht tut es ja gut, da mal eine Vertraute zu haben der man nix vormachen muss? Ich weiß es selber noch nicht, aber ich lasse mich mal darauf ein und es tut mir gerade gut, dass sich da jemand etwas um mich kümmert.
genau, einfach mal optimistisch sein. drück die daumen.
danke