GT (41)
von Bert
Nach sieben Wochen Corona-Pause treffen wir uns wieder in einem anderen, größerem Raum. Mit Mundschutz. Total surreal, befremdlich und für mich stark beängstigend.
Ein Update wird ausgerufen und jede/r erzählt kurz, wie er / sie die letzten sieben Wochen überstanden hat – was lauter Überraschungen birgt. Kurz zusammengefasst. Einem Teil geht es durch die Lockdown wesentlich besser, geradezu gut, einem andern Teil, einem kleinerem, wesentlich schlechter, so dass jetzt bspw. bei J. Klinik ansteht und einem dritten geht es „gleich“, wozu ich mich zählen würde.
Im Nachhinein sind die Entwicklungen ‚konsequent‘, wenn auch nicht immer gut, denn so hat sich C. (gut) erst recht ins Schneckenhaus zurückziehen können, derweil A. (schlecht) mal was anderes tun musste, als mikroskopische Nabelschau zu betreiben.
Sehr interessant zu beobachten. Vor der Sitzung treffen wir uns alle – ohne Mundschutz – auf der Straße und führen lebhafte Gespräche; anch der Sitzung treffen wir uns alle – ohne Mundschutz – auf der Straße und führen lebhafte Gespräche. Das hat es noch nie gegeben.
Ob ich unter diesen Umständen weiter mache, weiß ich noch nicht, denn diese diffuse Angst derweil lässt mich unkonzentriert sein. Ich kann kaum richtig zuhören, schaue über 90 Minuten kaum jemanden an, erzähle selber nur Trallalla, entwickle Kopfschmerzen und fühle ich mich ausgesprochen unwohl.
Was denn so beängstigend? Dass alle Masken auf hatten und man die Gesichter nicht sieht?
Genau. Irgendwie ist das in diesem Kontext mords-monstermäßig. Beim Einkaufen ist es ok, wenn auch doof, aber wenn man kein smalltalk halten soll … aber so genau weiß ich es selber noch nicht, ist qualsi die „wochenaufgabe“ für rmich.
(danke, dass du gelesen hast.)
Gern doch. Tut mir sehr leid, dass das so schwierig für Dich ist!
Ich finds ja im Supermarkt schon schwierig, dass man mit dem Kassierer nicht mal eben ein Lächeln wechseln kann. Und in so einem Umfeld ist Mimik doch vermutlich extrem wichtig.
Ja, Mimik ist echt wichtig – das lässt sich nicht verbald umsetzen, weil Mimik ja manchmal auch unbewusst abläuft.
Ich stelle mir das in einem persönlicheren Umfeld – wie eben bei der Arbeit – auch schwierig vor. Gerade das Anlächeln können, ein persönlicher Blick, all das fällt total weg. Aktuell meide ich alles, was ich kann, wo ich um einen Mundschutz nicht drumherum komme. Zum Glück kann ich mir das noch erlauben. Ich werde wohl noch länger auf einen ausgiebigen Schaufensterbummel verzichten, ebenso auf Museumsbesuche und dergleichen. Ich kann damit zwar gut leben, doch irgendwie empfinde ich diese Einschränkung, Mundschutz tragen zu müssen, beklemmend. Wieso auch immer.
Geht mir genauso. Wenn ich muss, dann muss ich halt – aber ich suche das nicht extra auf. Keine Ahnung, warum das so beklemmend ist, aber mir schnürt es echt alles zusammen.