GT (50)
von Bert
Nach dem Gesetzt der Reihe war’s das im Prinzip mit der Therapie. Normalerweise waren wir ja neun. Das letzte Mal dann sechs und heute – Trommelwirbel – drei. Aber da die Fehlenden das nächste mal dann doch noch kommen werden …
Dass das harte 100 Minuten werden würden war mit Blick auf die wenigen Stühle sofort klar – zum Verstecken keine Chance. Ich war heute nicht so gut drauf, um wirklich an mir zu arbeiten … musste ich dann auch nicht, das hat dann J. für mich so erledigt, dass ich am Schluss am heulen war und nicht er. Er ist da von sich noch etwas weiter weg und konnte „das“ lockerere ausdrücken und benennen, was dann eben volle Kanne …
Und weil wir seit Monaten zum ersten Mal wieder in der eigentlichen Praxis sind und nicht mehr mit Ausweichsquatier gab’s dann nicht nur Therapieblumen sondern auch noch gleich Therapiewein … ich meine, ich hab‘ mir das heute auch ‚verdient‘.
Ohje. Kannst du so eine Sitzung oder so einen Tag dann retrospektiv trotzdem als etwas Gutes sehen? Oder ist der Abstand noch nicht groß genug, um das zu bewerten?
Das ist ein Prozess. Ein großer, langer. Ich hab‘ ja nicht so sehr wegen ihm geheult, sondern eher wegen mir. Kann ich mal als Fortschritt verbuchen … aber frag wegen heute mal in 1, 3 und 6 Monaten.
Das meinte ich damit, dass der Abstand noch nicht groß genug ist. Bleibt nur zu hoffen, dass am Ende des Prozesses ein Ergebnis steht, mit dem du dich wohlfühlen kannst.
Es wird wohl kein Ergebnis im klassischen Sinn geben. Es wird mir reichen, wenn ich dann mit dem „Thema“ zurecht komme.
Kein Ergebnis im klassischen Sinne, aber immerhin ein Ergebnis. Manchmal ist mit etwas leben zu können durchaus ein legitimes Ziel.
Da man es nicht Ungeschehen machen kann ist das Ziel eben ein guter Umgang damit.