Immer wenn ich mit P. zusammen bin, fallen wir aus dem üblichen Zeit-Raum-Kontinuum. Während bei allen anderen meiner Freundinnen und Freunden so etwas wie Zeit ein ernstzunehmender Faktor beim Zusammensein ist, fällt dieser bei P. weitgehend weg (außer einer von uns muss auf den Zug). Und das eben nicht nur, weil wir die Zeit vergessen, sie einfach nicht mehr wichtig ist (wir haben ja uns), sondern auch, dass unser Alter keine Rolle spielt. Ich kann das schlecht formulieren, aber wir gehen nicht nur nach wie so miteinander um, wie wir uns vor bald 30 Jahren kennen gelernt haben, sondern allein die Tatsache, dass wir uns so lange kennen, ist gar nicht vorhanden. Er gehört eben genauso gut zu mir wie mein Schwanz oder sonst was – und darüber denkt man ja auch nicht dauernd nach, wie lange man das schon hat.
Wie schon zu Zivildienstzeiten leben wir nach uns und unserer Lebendig- / Müdigkeit. Sind wir nicht müde, sprechen wir eben weiter. Sind wir müde, kuscheln wir Arsch an Arsch und schlafen innerhalb Sekunden ein (ich! auch!). Wenn wir Hunger haben, essen wir was, wenn wir Durst haben, trinken wir was. Das heißt, wenn uns um kurz vor Mitternacht einfällt, dass wir ja so gut wie nichts gegessen haben, fangen wir an zu kochen, wenn wir meinen, jetzt täte ein Glas Weißwein gut, dann schenken wir uns das auch morgens um ein.
Man könnte behaupten, unser Zeitverhältnis sei gestört – mag sein, wenn er und ich zusammen bin – aber dafür haben wir auch Erkenntnisse gewonnen, die sonst niemand hat, wie bspw.: Wenn man eine gerade Anzahl von Stunden geschlafen hat ist man weit aus müder, als wenn man eine ungerade Anzahl von Stunden geschlafen hat. Im Zivildienst haben wir dieses Gesetz aufgrund unserer vielfältigen Erfahrung aufgestellt. Hatten wir morgens um sechs Uhr Dienst und die Uhr zeigte vier Uhr, sind wir erst gar nicht mehr ins Bett. Zeigte die Uhr dagegen zwei Uhr, haben wir noch bis kurz vor drei Uhr gewartet, um eben drei Stunden zu schlafen. Und damals ist auch die zusätzliche Erkenntnis im Heimlichen gereift: Glaube versetzt Berge.